Deepfakes & Deepnudes: Wie KI-Pornos Kinder gefährden und wie Eltern schützen können
Stellen Sie sich vor: Ihre Tochter schickt einer Freundin ein ganz normales Selfie – lachend, mit einem Blumenfilter, so wie Millionen Jugendliche es täglich tun.Ein paar Tage später kursiert in einem Klassenchat ein Foto, das sie nackt zeigt.
Nur: Das Bild ist nicht echt. Jemand hat ihr Gesicht mithilfe einer App in ein pornografisches Foto montiert – ein sogenannter Deepnude. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist leider bittere Realität für immer mehr Jugendliche in Deutschland.
Ein Bild zur Vorschau:

Was sind Deepfakes? Was sind Deepnudes?
Deepfakes:
Hierbei wird mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) das Gesicht, die Stimme oder die Bewegungen einer Person täuschend echt in ein Bild oder Video einer anderen Person eingefügt. So können beispielsweise Prominente in Pornovideos „platziert“ oder politische Reden manipuliert werden.
Mehr dazu:
Deepnudes:
Dies ist eine besonders perfide Form der Deepfakes. Die KI wird hier speziell genutzt, um bei Fotos von bekleideten Personen die Kleidung zu entfernen und realistische nackte Bilder zu erzeugen. Diese Technik dient fast ausschließlich der Verletzung der Privatsphäre und der Erstellung nicht einvernehmlicher Pornografie.
Warum ist das für Kinder und Jugendliche so gefährlich?
„Mein Kind nutzt doch nur Instagram oder WhatsApp – was soll da passieren?“
Genau dort liegt das Problem. Viele Deepfake-Bilder entstehen aus ganz normalen Profilfotos, die Jugendliche selbst online stellen – fröhlich, stolz, nichtsahnend.
Doch solche harmlosen Bilder können in den falschen Händen zu Waffen digitaler Gewalt werden.
Die Gefahren für Kinder sind vielfältig und können verheerende psychologische Folgen haben:
- Direkte Betroffenheit: Täter können Fotos Ihrer Kinder aus sozialen Medien nehmen, um damit gefälschte kinderpornografische Inhalte (Deepnudes) oder demütigende Videos (Deepfakes) zu erstellen. Diese werden dann für Erpressung (Sextortion) oder Mobbing genutzt.
- Psychisches Trauma: Die Entdeckung, dass der eigene Körper digital missbraucht wurde, kann zu schweren Scham- und Angstgefühlen, Depressionen und sozialem Rückzug führen. Das Vertrauen in die eigene Identität und in andere wird tief erschüttert.
- Cybermobbing: Solche gefälschten Inhalte verbreiten sich unter Schulkameraden wie ein Lauffeuer. Ihr Kind riskiert, grausam gecybermobbt und ausgegrenzt zu werden.
Wie können Eltern ihre Kinder vor Deepfakes und Deepnudes schützen?
Hier kommen konkrete Handlungsschritte, die Ihr sofort umsetzen könnt. Ziel: In Ruhe mit dem Kind gemeinsam Regeln entwickeln, Medienkompetenz fördern – nicht überwachen mit Misstrauen.
Setze gemeinsam mit Deinem Kind klare Regeln für die Mediennutzung:
z. B. wann Smartphone/Tablet genutzt werden darf, wann nicht (z. B. keine Nutzung vor dem Schlafengehen).
Redet offen über Online-Inhalte:
Erkläre Deinem Kind in altersgerechter Sprache, was Deepfakes sind („Man kann mit speziellen Programmen Bilder so verändern, dass sie täuschen“) und warum ihr gemeinsam darauf achtet.
Erstelle eine Checkliste für Gespräche:
Frage Dein Kind: „Hast du schon mal etwas gesehen oder bekommen, das dich unsicher gefühlt hat?“
Sage: „Wenn dir etwas komisch vorkommt – zeig es mir oder wir schauen es uns gemeinsam an.“
Betone: „Es ist keine Bestrafung, wenn wir gemeinsam gucken, sondern Schutz.“
Fördere Medienkompetenz – also nicht nur Regeln aufstellen, sondern gemeinsam reflektieren:
Zeige typische Merkmale eines manipulierten Bildes (z. B. unnatürliches Licht, verzerrte Schatten).
Macht zusammen kleine „Erkennungsübungen“ – z. B. gemeinsam Videos anschauen und überlegen: „Kann das echt sein?“
Unterstütze Dein Kind darin, einen vertrauensvollen Umgang mit Dir zu haben:
Wenn etwas online passiert – Panik hilft nicht. Sage: „Wenn du jemals Sorgen hast, komm zu mir.“
Achte darauf, Privatsphäre zu schützen:
Kamera oder Mikrofon im Schlafzimmer meiden.
Das Teilen von Bildern über Chats nur nachdenken, gemeinsam besprechen.
Entwickle gemeinsam mit Deinem Kind ein Notfall-Protokoll:
Was tun, wenn es ein Bild bekommt, das unangemessen ist? (Nicht speichern, nicht weiterleiten, Dir zeigen)
Welche Erwachsenen kann es vertrauensvoll ansprechen? (Eltern, Lehrer/in, Vertrauensperson)
Welche technischen Schritte helfen? (Bildschirmfoto machen, Chatverlauf sichern, melden)
Können technische Hilfsmittel (Kindersicherungssoftware) helfen?
Ja – aber nicht allein. Kindersicherungssoftware ist eine ergänzende Maßnahme, kein Ersatz für das offene Gespräch und die Vermittlung von Medienkompetenz.

Was können solche Tools leisten?
- Zeitlimits: Du kannst festlegen, wie lange das Gerät pro Tag genutzt werden darf.
- Inhaltsfilter: Bestimmte Apps oder Webseiten können eingeschränkt oder blockiert werden.
- Standortfreigabe: Du kannst sehen, wo sich das Gerät befindet (wenn angemessen und besprochen).
- Nutzungsübersicht: Du bekommst als Elternteil eine Übersicht, welche Apps genutzt wurden.
Worauf solltest Du achten?
- Sprich vorher mit Deinem Kind darüber, dass es solche Einstellungen gibt – und warum. Das schafft Verständnis und Vertrauen.
- Nutze die Software nicht als „heimlicher Spion“ – das kann das Vertrauensverhältnis belasten.
- Kombiniere Technik mit Erziehung: Die Software hilft, aber sie ersetzt nicht das Gespräch über Risiken, Werte und Verhalten.
- Bleib flexibel: Wenn Dein Kind älter wird und reifer wird, können Regeln angepasst werden.
- Wähle Programme, die transparent und altersgerecht sind (z. B. Features wie Familienmodus, App-Freigabe durch Eltern).
Fazit
Deepfakes und Deepnudes sind mehr als ein technisches Problem – sie sind eine gesellschaftliche Herausforderung.Doch Eltern können viel tun: Mit Aufklärung, Empathie und bewusster Mediennutzung helfen sie ihren Kindern, sich sicher und selbstbewusst im digitalen Raum zu bewegen.


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